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"Kompetenzzentrum gleich Erfolgszentrum"

Umweltminister Schnappauf: "Straubing im Fokus internationaler Klimaschutzpolitik"

Gleich zweifacher Ministerbesuch in Sachen nachwachsende Rohstoffe

 
     Umweltminister Werner Schnappauf (l.) und Landwirtschaftsminister
     Josef Miller ließen sich gestern hochinteressiert von Mitarbeitern des
     Kompetenzzentrums für Nachwachsende Rohstoffe durch die Ein-
     richtung führen und diskutierten insbesondere aktuelle Herausforde-
     rungen des Klimaschutzes.    
     (Foto: Straubinger Tagblatt)
 
 
Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf besuchte gestern erstmals das Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe. Heimvorteil hatte sein Kabinettskollege Landwirtschaftsminister Josef Miller, der das vom Freistaat mit 34 Millionen Euro geförderte "Kompetenzzentrum als Erfolgszentrum" pries. Schnappauf, der sich für das in Arbeit befindliche Klimaschutzprogramm der Bayerischen Staatsregierung bei Experten in Sachen erneuerbarer Energien schlau machen wollte, zeigte sich beeindruckt. Unterm Strich habe Straubing mit dem Kompetenzzentrum ein Alleinstellungsmerkmal bekommen und rücke angesichts dramatischer Klimaveränderungen "in den absoluten Fokus der internationalen Klimaschutzpolitik".

Trotz dicht gedrängten ministeriellen Terminkalenders nahm sich Werner Schnappauf gestern ausgiebige zweieinhalb Stunden Zeit, um das Kompetenzzentrum zu besichtigen. Vor allem erörterte er mit den dortigen Fachleuten Fragen rund um Klimaschutz, zukunftsträchtige Kraftstoffe und das Potenzial erneuerbarer Energien. Sein Kabinettskollege Josef Miller, in der Einrichtung an der Schulgasse quasi Stammgast, prognostizierte, als die Zeit knapp wurde: "Das wird nicht der einzige Besuch bleiben." Vom Erreichten war der Umweltminister angetan und sprach insbesondere Tagblatt-Verleger Dr. Hermann Balle ein Kompliment aus. "Ohne seine dezidierte Einforderung wäre Straubing dem Status Wissenschaftsstadt noch nicht so nah." Er stehe voll hinter diesem Anliegen.

Josef Miller dankte der Stadt für ihr vielfaches Entgegenkommen, sei es bei den Bauvorhaben auf dem Gelände oder dem auf 30 Jahre mietfreien Bereitstellen der Gebäude. Das Kompetenzzentrum lobte er für seine erfolgreichen Bemühungen, Drittmittel zu rekrutieren. Das für nachwachsende Rohstoffe überaus offene Klima in Straubing dokumentierte Miller mit dem Hinweis auf Ansiedlungen im Industriegebiet wie das Pelletwerk und die Biodieselanlage.
 
Klima-Aktionsplan 2020

Den Besuch mit seinem Minister-Kollegen Miller stellte Schnappauf in den Kontext einer gemeinsamen Biomasse-Strategie. Die Staatsregierung werde mit einem neuen "Klima-Aktionsplan 2020" die auf Europaebene formulierten Ziele unterstützen und eine erfolgreiche Klimaschutzpolitik vorantreiben. Kernziel sei der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien, deren Anteil bis 2020 auf 16 Prozent verdoppelt werden solle. "Der ländliche Raum erhält eine Schlüsselrolle auf dem Weg zu nachhaltiger Energieerzeugung." Erstens gewinne der Klimaschutz, zweitens könnten sich Landwirte als Energiewirte ein zusätzliches Einkommen schaffen.

Prof. Dr. Martin Faulstich, Sprecher des Kompetenzzentrums, hatte eingangs den beiden Ministern die Einmaligkeit der Straubinger Einrichtung in der Kombination von Grundlagenforschung, angewandter Forschung, Technologie- und Wissenstransfer, Förderung und Markteinführung vor Augen gehalten. Zudem arbeiteten fünf Hochschulen hier Hand in Hand.

Erste Studenten 2008

Schon jetzt würden Doktoranden und Diplomanden betreut. Nächstes Jahr rechnet Faulstich mit dem Start des ersten Masterstudiengangs und der Besetzung aller acht Professuren. "Dann sind wir faktisch Hochschulstadt." In Richtung Bürgermeister Vicari betonte er: "Das ist der Ausgleich für die entgangene Fachhochschule." Darauf Vicari: "Wir halten an der Forderung Hochschulstadt fest."

Die jetzige Mitarbeiterzahl werde 2008 auf 150 anwachsen, bilanzierte der Professor. Im nächsten Frühjahr werde die Tiefgarage fertiggestellt, über der ein Betriebshof und Gewächshäuser errichtet würden. Voraussichtlich diesen Juli könne Richtfest am parallel in Bau befindlichen Wissenschaftszentrum gefeiert werden. Faulstich, seit einem Jahr im Sachverständigenrat der Bundesregierung, bestätigte, dort werde "fast nur über Klimawandel und Biomasse" geredet, was den Kurs der Straubinger Einrichtung bestätige.

 
Großer Bahnhof für zwei Minister im Kompetenzzentrum (v.l.): Leitender
Ministerialrat Eckbert Dauer, Bürgermeister Hans Vicari, stellvertretende
Landrätin Christa Heisinger, Prof. Dr. Martin Faulstich, Sprecher des
Kompetenzzentrums, Prof. Dr. Klaus Menrad, Umweltminister Werner
Schnappauf, CARMEN-Geschäftsführer Werner Döller, Landwirtschafts-
minister Josef Miller, Dr. Bernhard Widmann, Leiter des Technologie- und
Förderzentrums, MdL Josef Zellmeier und Ministerialdirektor Wolfgang Lazik.
(Foto: Straubinger Tagblatt)
 
Er gab zu bedenken, dass es schwer werde, bis 2020 einen Anteil von 20 Prozent bei den erneuerbaren Energien zu erreichen. Zu 80 Prozent baue man nach wie vor auf konventionelle Energie. Auch da müsse an Umweltfreundlichkeit gearbeitet werden. Die Vertreter des Kompetenzzentrums waren sich einig, dass Deutschland nicht umhin komme, künftig Biomasse aus dem Ausland zuzukaufen, allerdings müssten dafür nachhaltige Standards aufgebaut werden, um Raubbau zu verhindern. Schnappauf wies der Professor am Schluss noch auf ein vom Umweltministerium gefördertes Projekt hin, Wasserstoff auf Kläranlagen zu produzieren. Faulstich verspricht sich davon zur Freude des Ministers einen bayerischen Exporterfolg in Asien.

Dann stieg Schnappauf eilends in sein Wasserstoff-betriebenes Dienstfahrzeug, zum Anschlusstermin im Straubinger Tagblatt.  -mon-
 
(Straubinger Tagblatt , Mittwoch, 9. Mai 2007, S. 27)


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